Zum Tag der Daseinsvorsorge:
23.06.2023, 10:59:15 | Stadtwerke Energie Jena-Pößneck | Aktuelles, Pressemitteilungen | Energie- & Wärmewende | Nachhaltigkeit | Video
Stadtwerke Jena gestalten Wärmewende vor Ort / Kommunale Wärmeplanung für Jena zügig angehen
Die angestrebte Energie- und Wärmewende effizient zu gestalten und sozial verträglich umzusetzen ist aus Sicht der Stadtwerke Jena eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Sie wird zu Veränderungen in nahezu allen Bereichen der öffentlichen Versorgungsinfrastruktur führen. Die Stadtwerke wollen Gestalter und Motor dieser Entwicklung sein. Zum heutigen Tag der Daseinsvorsorge (23. Juni 2023) gaben sie einen ersten Einblick in ihre Konzepte für die Wärme-, Gas- und Stromversorgung der Zukunft. Um die Transformation zielgerichtet angehen zu können, brauche es zügig eine kommunale Wärmeplanung für Jena. Als Partner der Kommune stehen die Stadtwerke mit ihrem Know How dafür bereit.
„Wir spüren – auch nach den Diskussionen um das Gebäudeenergiegesetz – eine große Verunsicherung der Menschen bei den Themen klimaneutrale Energie- und vor allem Wärmeversorgung“, schildert Frank Müller, Vertriebsleiter bei den Stadtwerken Energie Jena-Pößneck. „Uns erreichen dazu viele Fragen. Aktuell haben wir noch nicht auf alles eine Antwort. Aber wir arbeiten gemeinsam mit den Stadtwerken Jena Netze daran. Wichtig ist uns zu sagen: Niemand muss in Panik geraten oder kurzfristig aktiv werden. Wir kümmern uns darum. Die Kundinnen und Kunden können sich auf ihre Stadtwerke vor Ort verlassen.“
Um diese Wärmewende klug zu steuern, schnell und effizient umzusetzen und vor allem sozial verträglich zu gestalten, brauche es zeitnah eine kommunale Wärmeplanung, sagt Christian Dornack, Bereichsleiter Strategie bei den Stadtwerken Jena Netze. Eine solche Wärmeplanung enthält für einzelne Stadtteile, Quartiere und sogar Straßenzüge Angaben zu Gebäudebestand und Wärmebedarf. Außerdem macht sie auf Basis der baulichen, geographischen oder technischen Gegebenheiten Vorgaben für die geeignetste Heizungsform und enthält konkrete Maßnahmen und Zeitpläne, die Transparenz und Planungssicherheit bieten. Die Stadtwerke stehen bereit, dieses wichtige Thema gemeinsam mit der Stadt anzupacken. „Wir verfügen über das nötige Know How und haben für einige Themen bereits konkrete Konzepte entwickelt“, so Dornack. „Zudem haben auch wir ein hohes Interesse an einer verbindlichen Wärmeplanung, weil sie auch uns Sicherheit bei unseren Investitionsentscheidungen bietet und unseren Kundinnen und Kunden einen Lösungsweg aufzeigt.“
Die angestrebte Wärmewende betrifft nahezu alle Energiefelder im Verantwortungsbereich der Stadtwerke Jena. Hier eine Auswahl:
1. Fernwärmeerzeugung: Klimaneutral bis 2040
Die Stadtwerke Energie Jena-Pößneck haben gemeinsam mit der TEAG mit der Wärmenetzstrategie 2040 einen konkreten Transformationspfad entwickelt, wie die Fernwärmeerzeugung in Jena bis 2040 nahezu klimaneutral bereitgestellt werden kann. Aktuell wird die Fernwärme mit rd. 98 Prozent aus fossilem Erdgas erzeugt. Schon bis 2030 wird der Anteil Erneuerbarer Energien an der Wärmeerzeugung signifikant steigen und kann bereits 2035 einen Anteil von rund 90 Prozent erreichen. Für Jena setzt das Konzept auf einen Mix aus Flussthermie der Saale, welche mittels leistungsfähiger Groß-Wärmepumpen rund 50 Prozent des Wärmebedarf decken kann, ergänzt um oberflächennahe Geothermie in Form von Brunnenbohrungen sowie Solarthermie an geeigneten Standorten. Die Biogasanlage in Zwätzen soll ihren Wärmeertrag verdoppeln und gleichzeitig in Kraft-Wärme-Kopplung dringend benötigten grünen Strom erzeugen. Rund 31 Prozent des Wärmebedarfs werden gasbetriebene Anlagen liefern, welche bis 2040 schrittweise auf grünen Wasserstoff umgestellt werden sollen. Als Ergänzung in Spitzenlastzeiten soll Wärmeerzeugung aus Strom (Power to Heat) mittels Elektrodenkesseln dienen.
2. Erdgasversorgung: Wasserstofftransformation, aber nicht 1:1
Die Stadtwerke Jena Netze treiben den Umbau ihrer Erdgas- zu Wasserstoffverteilnetzen aktiv voran. Ein lokaler Gasnetzgebietstransformationsplan gibt dafür konkrete Schritte vor. Aktuell werden durch die Fachexperten vom DBI Gas- und Umwelttechnik aus Leipzig alle vorhandenen Leitungen und Anlagen auf ihre Wasserstofftauglichkeit überprüft und Umstellszenarien definiert. Bis Ende des Jahres ist bereits mit Ergebnissen zu rechnen. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Umstellung strukturell nicht immer 1:1 erfolgen wird. Mit Blick auf Verfügbarkeit und Preis von grünem Wasserstoff sind zu Beginn potenzielle Abnehmer v.a. im Bereich von Industriekunden und größeren Gewerbeansiedlungen zu sehen, noch nicht im Endkundensegment. Sollten vorhandene Erdgasnetze nicht als Wasserstoffnetze weitergenutzt werden können, wird eine Integration ins Fernwärmenetz oder der Aufbau von leistungsfähigen Nahwärmelösungen eine klimaneutrale Alternative bieten.
3. Fernwärmeversorgung: Anschlussverdichtung und Netzausbau
Fernwärme ist aus Sicht der Stadtwerke Energie die erste Wahl für eine effiziente und sozial verträgliche Wärmewende. Wo immer dies wirtschaftlich und technisch möglich ist, wird auf einen Anschluss an bestehende Fernwärmenetze gesetzt. Dafür wird an einer Anschlussverdichtung in den bereits mit Fernwärme erschlossenen Gebieten Jenas gearbeitet. Aktuell werden dafür bereits Projekte im Zentrum und im Damenviertel umgesetzt. Bereits konkret geplant ist zudem eine Anschlussverdichtung im Gebiet rund um den Westbahnhof. Mittel- und langfristig stehen die Rathenaustraße und Hohe Straße, die Lutherstraße, Mittelstraße und Otto-Schott-Straße auf dem Anschlussplan der Stadtwerke. Darüberhinausgehende Planungen für den Ausbau des Fernwärmenetzes treiben die Stadtwerke Energie aktiv voran. Auch hierfür wird die kommunale Wärmeplanung die entscheidende Grundlage sein.
4. Stromversorgung: Steigende Bedarfe intelligent decken
Die gleichzeitig angestrebte Wärme- und Mobilitätswende hin zur Elektromobilität wird zu steigenden Strombedarfen führen. Die Stadtwerke Jena Netze gehen von einer Verdoppelung bis gar Verdreifachung des Leistungsbedarfes. in Spitzenlastzeiten, aus. Schon deshalb kann bei der Wärmewende die Einzelhausheizung mittels elektrischer Wärmepumpe im Bestand nicht immer die technisch / wirtschaftlich beste Wahl darstellen. Um einen kompletten Stromnetzausbau so weit wie möglich zu vermeiden, sollen alle Möglichkeiten zur Steuerung eigener und fremder Anlagen sowie alle vorhandenen Energiepotenziale genutzt werden. Dennoch werden erhebliche Investitionen in die örtliche Strominfrastruktur nötig werden. Die Planungen dafür laufen bereits. Der Ausbau wird schrittweise über mehrere Dekaden erfolgen, abgestimmt auf die technischen Notwendigkeiten und die zeitliche Entwicklung der Leistungssteigerung.
Daneben forschen die Stadtwerke Jena Netze in ihrem Reallabor der Energiewende JenErgieReal an innovativen Lösungen. Ziel ist es, im Sinne einer Sektorenkopplung verschiedene Bereiche des städtischen Energiesystems zu einem virtuellen Kraftwerk zu verbinden und intelligent steuerbar zu machen. Dafür sollen bis 2027 über das Stadtgebiet von Jena verteilt elektrische Großspeichersysteme sowie Photovoltaik- und Solarthermieanlagen zur unterstützenden Versorgung von Wohnquartieren, Gewerbegebieten oder Elektroladestationen entstehen und über eine digitale Plattform verbunden werden. Ziel ist es, schwankende Energieerzeugung und -bedarfe besser in Einklang zu bringen.
Weitere Informationen zu diesen und anderen Energiewendeprojekten der Stadtwerke Jena finden Sie unter www.stadtwerke-jena.de/nachhaltigkeit
Zahlen und Fakten zur Wärmeversorgung in Jena:
• In Jena werden rund 34.000 Haushalte (weit über 50 Prozent) durch die Stadtwerke Energie Jena-Pößneck mit Fernwärme versorgt, insbesondere in den Wohngebieten Lobeda, Winzerla und Jena-Nord, aber auch in Teilen der Innenstadt und Teilen von Jena-Süd und -West.
• Erzeugt wird die Fernwärme für Jena aktuell zu 98 Prozent im TEAG-Heizkraftwerk Jena-Winzerla durch die Verbrennung von Erdgas. Der Rest ist bereits grüne Fernwärme und stammt aus der Biogasanlage in Jena-Zwätzen sowie einer kleinen Solarthermie-Anlage in Jena-Winzerla.
• Schrittweise soll der Anteil erneuerbarer Energien an der Jenaer Fernwärme deutlich steigen: Von aktuell rund 2 Prozent auf voraussichtlich rund 91 Prozent im Jahr 2035. Bis 2040 soll das Ziel einer klimaneutralen Fernwärmeversorgung erreicht werden.