Wärmeplanung für Jena: Stadtwerke und Stadt stellten sich Bürgerfragen
Feb 19, 2025, 2:28:49 PM | Stadtwerke Energie Jena-Pößneck | Aktuelles | Energie- & Wärmewende
Zu einer mit rund 150 Teilnehmenden gut besuchten Informationsveranstaltung im Volksbad wurde gestern Abend (18. Februar 2025) der Entwurf der Kommunalen Wärmeplanung für Jena der Öffentlichkeit vorgestellt. Wer die Veranstaltung vor Ort verpasst hat, kann sich hier bei JenaTV eine Aufzeichnung ansehen. Der vollständige Planentwurf lässt sich unter mitmachen.jena.de nachlesen und im Rahmen der Bürgerbeteiligung noch bis zum 23. Februar 2025 kommentieren.
Wirtschaftlichste „grüne“ Heizungsform für 40 Quartiere ermittelt
Die durch die Hamburg Institut Consulting GmbH entwickelte Wärmeplanung unterteilt das Stadtgebiet von Jena in mehr als 40 Wärmeversorgungsgebiete. Jedes dieser größeren oder kleineren Quartiere wurden anhand fester Standortkriterien analysiert und so die für die Hausbesitzer kostengünstigste, klimaneutrale Wärmeversorgung ermittelt.
Interaktive Karte informiert über Fernwärmeausbau
Empfohlen wird v.a. ein deutlicher Ausbau der Fernwärmeversorgung. Decken zentrale Wärmenetze aktuell rund 43 Prozent des gesamten städtischen Wärmebedarfs von fast 1.000 Gigawattstunden jährlich, soll dieser Anteil künftig auf 69 Prozent anwachsen. Dafür wird ein Fernwärmeausbau in Jena-West und Jena-Nord, eine Verdichtung in Jena-Süd und die Erschließung von Jena-Ost/Wenigenjena empfohlen - und damit ziemlich genau jene Quartiere, die die Stadtwerke selbst bereits als lohnende Ausbaugebiete definiert hatten. Gebäudeeigentümer in diesen Stadtteilen, können sich auf einer interaktiven Karte informieren und ihr Interesse an einem Fernwärmeanschluss bekunden.
70 Prozent der Haushalte könnten mit Fernwärme versorgt werden
Werden derzeit 56 Prozent der Haushalte mit Fernwärme versorgt, soll dieser Anteil perspektivisch auf 70 Prozent anwachsen. Dafür prüfen die Stadtwerke derzeit eine Erweiterung des Fernwärmenetzes um 100 Trassenkilometer – aktuell umfasst das Netz 120 Kilometer Trasse. Natürlich werde dieser Ausbau nur Schritt für Schritt möglich sein, erläuterte Christian Dornack von den Stadtwerken Jena Netze, die ebenfalls an der Wärmeplanung mitgearbeitet haben. Im Rahmen einer aus Bundesmitteln geförderten Transformationsplanung werden aktuell detaillierte Zeit- und Kostenpläne für den Fernwärmeausbau erarbeitet. Bis Ende des Jahres sollen Ergebnisse vorliegen. Wichtig sei es, bereits jetzt sein Interesse an Fernwärme zu bekunden, betonte Stadtwerke-Vertriebsleiter Udo Weingart. Dies hilft uns dabei, unsere Maßnahmen zu priorisieren.
Möglich sei dies anhand der interaktiven Karte zum Fernwärmeausbau.
Fast ein Viertel des Wärmebedarfes sollen Wärmepumpen decken
Rund 23 Prozent des Wärmebedarfes – v.a. in weniger dicht besiedelten Stadtteilen – sollen über dezentrale Heizungslösungen gedeckt werden. Hierbei haben die Planer v.a. mit Strom betriebene Wärmepumpen im Blick, grundsätzlich entsprächen aber auch andere klimaneutrale Heizungsformen den Anforderungen des Gebäude-Energie-Gesetzes (GEG), erläuterte Kevin Muschalle-Momberg vom Team Klima der Stadt Jena. Die vielen Fragen der Anwesenden zu Möglichkeiten des Heizens mit Wärmepumpen beantworteten die Thüringer Energie-Agentur, die Kreishandwerkerschaft und die Stadtwerke Energie Jena-Pößneck an ihren Informationsständen. Insbesondere die Möglichkeit eines kostenlosen Wärmepumpen-Checks durch die Experten der Stadtwerke fand bei den Hauseigentümern großen Anklang.
Wasserstoff, Wärmepumpe, Wärmenetz? Für Prüfgebiete bleiben noch Fragen offen
Zur Deckung von weiteren sieben Prozent des Wärmebedarfes konnten die Planer aktuell noch keine klare Empfehlung geben, welche Heizungsform am geeignetsten und für die Hauseigentümer am wirtschaftlichsten ist. Die betreffenden Quartiere wurden als Prüfgebiete ausgewiesen. So könnte in einigen wenigen Teilen der Stadt unter Umständen eine Versorgung über Wasserstoffnetze in Frage kommen. In anderen Stadtteilen ist die dichte Bebauung für den Betrieb von Wärmepumpen ungeeignet, der Wärmeverbrauch für ein Wärmenetz aber zu gering. Für diese Prüfgebiete sind weitere Machbarkeitsstudien geplant, um spätestens bis zur in vier Jahren vorgesehenen Fortschreibung des Wärmeplanes neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Wichtige Erkenntnisse für Hausbesitzer, um gesetzliche Anforderungen zu erfüllen
Die Ergebnisse der Wärmeplanung sind rechtlich nicht verbindlich. Sie stellen aber eine wichtige Informationsgrundlage für die Akteure der Wärmewende sowie die Bevölkerung dar. Ein Anspruch bzw. eine Verpflichtung auf eine bestimmte Versorgung besteht dadurch jedoch nicht. Relevant sind die Ergebnisse insbesondere für Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) des Bundes sieht unter anderem vor, dass in bestehende Gebäude künftig nur noch Heizungen neu eingebaut werden dürfen, die zur Wärmeerzeugung mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien verwenden.